Zu viele Jugendliche ohne Ausbildungsplatz

Jusos in Niedersachsen fordern Ausbau der Ausbildungskapazitäten

Die positive Arbeitsmarktentwicklung des letzten Jahres hatte auch positive Auswirkungen auf den Lehrstellenmarkt. So stieg die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge laut Bundesinstitut für Berufsbildung um 26.200 auf 576.378 Lehrstellen an. Auf den ersten Blick könnte man diese Entwicklung als Entspannung betrachten. Leider täuschen diese Zahlen, da die Zahl der Ausbildungsplatzbewerber laut Bundesagentur für Arbeit in ähnlichem Maße, nämlich um 22.100 auf 763.100 anstieg. Die Anzahl unversorgter Jugendlicher ist also kaum zurückgegangen. „Grund hierfür sind viele zusätzliche Abiturienten, die sich auf Grund von Studiengebühren kein teures Studium mehr leisten können und deshalb auf den Ausbildungsmarkt strömen. Letztes Jahr hatten 103.000 von 763.100 Bewerbern Abitur oder Fachhochschulreife. Dies wird in den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit bestätigt.“ so Wiard Siebels Vorsitzender der Jusos in Niedersachsen. Es bleibt also nach wie vor bei rund 190.000 Jugendlichen, die ohne Ausbildungsplatz bleiben. Die Verlierer dieser Ausbildungsmarktentwicklung sind Haupt- und Realschüler, sowie Altbewerber, die bereits in vergangen Jahren erfolglos einen Ausbildungsplatz gesucht hatten und inzwischen die Hälfte der Ausbildungsplatzbewerber stellen. Diese Bewerbergruppen werden in vielen Unternehmen gegenüber Abiturienten benachteiligt. „Eine derartige Entwicklung des Ausbildungsmarktes ist nicht im Geiste des Erfinders. Die Erschwinglichkeit von Bildung darf nicht der einzige Grund sein, der Abiturienten dazu bewegt, eine Ausbildung einem Studium vorzuziehen. Mit Blick auf die Zukunft ist es dringend erforderlich, mit politischen Maßnahmen Unternehmen verstärkt dazu zu bewegen, ihre Ausbildungskapazität zu erhöhen und z.B. durch staatliche Subventions- oder Prämienmodelle die Bevorzugung von Bewerbern mit entsprechenden Mindestvoraussetzungen (Haupt- bzw. Realschulabschluss) zu erzielen. Höhere Strafen für Unternehmen, die nicht einen Mindestanteil an Auszubildenden gegenüber den Beschäftigten vorweisen, wären eine weitere Möglichkeit, die soziale Verantwortung dem Fachkräftenachwuchs gegenüber bei den Arbeitgebern zu „erzwingen“. Zudem brauchen wir dringend wieder ein gebührenfreies Studium, um die Abiturientenzahlen auf dem Ausbildungsmarkt zu verringern und dadurch bessere Chancen für Altbewerber, Haupt- und Realschüler zu schaffen“ fordert Jens Frey vom Landesvorstand der Jusos. Die studentischen Aufstände in Münster haben gezeigt, das Bevölkerungsgruppen eine falsche Politik in richtige Bahnen lenken können, wenn sie entschlossen auftreten. Die Jusos in Niedersachsen fordern ebenso entschlossen eine gute und gerechte Ausbildungspolitik, da der heutige Ausbildungsmarkt den Fachkräftebestand von morgen bestimmt.